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Foest-Brunnen

Der Brunnen im Kreisverkehr

Im Sommer erfreut der Mensch sich an plätschernden Brunnen. So auch in Wiesdorf an der "Brunnenplastik am Wöhler Kreisel - Architektur 1". So hatte der Leverkusener Künstler Eberhard Foest 1990 seinen Brunnen genannt. Er steht, eingebettet in eine Grünfläche, im Kreisverkehr an der Nobelstraße/Wöhlerstraße.

"Ruhender Pol im Kreisverkehr"

Die sommerliche Beschäftigung mit dem kühlenden Brunnen brachte eine interessante Vorgeschichte zu Tage: So ruhig und selbstverständlich wie der "Foest-Brunnen" heute im Kreisel Nobelstraße/Wöhlerstraße steht, ging es bei der Planung und Einweihung des abstrakten Kunstwerks vor fast 30 Jahren ganz und gar nicht zu: 

Schon an dem Modell des viel gefragten Leverkusener Bildhauers und Künstlers Eberhard Foest schieden sich die Geister: Eine lebhafte Diskussion um abstrakte und gegenständliche Kunst, um Geschmack und den Zweck von Kunst entbrannte.

Kontrast zwischen Bayer-Kolonie und City

Foest wollte seine moderne Granit-Stahl-Plastik als "Mittler zwischen der heimelig-schnuckeligen Fachwerk-Kolonie und der nüchtern-sachlichen City" verstanden wissen. Das Material - der rote Granitstein - erinnert dabei an die Backsteinfassade der "Herz-Jesu-Kirche". Der Brunnen, wünschte sich Foest, solle ein ruhender Pol im Kreisverkehr sein.

Protest gegen abstrakte Kunst

Ein roter Granitblock, aus dem zwei stählerne Türme ragen, als Brunnen? Diese Vorstellung erboste nicht wenige Bürger: 1210 Unterschriften wurden gegen die "Vorherrschaft der abstrakten Kunst" gesammelt. Ihr fiele das "Gegenständliche" zum Opfer, das die Menschen viel lieber sähen und an deren Beschaulichkeit und warmherziger Ausstrahlung sie sich erfreuten. Der damalige Kulturdezernent Wolfgang Schulze-Olden argumentierte, Leverkusen als dynamische Stadt sei der zeitgenössischen Kunst verpflichtet. Dieser Auffassung schloss sich eine knappe Mehrheit im Rat an. Im Dezember 1990 wurde der Brunnen im Kreisel aufgestellt. 

Spannende Lektüre im Stadtarchiv

Die Diskussionen endeten damit nicht. Im Januar 1991 trafen sich der Künstler und Susanne Anna, die damalige Kustodin des Museums Morsbroich, vor Ort mit Wiesdorfer Bürgern zum Kunst-Gespräch. "Es ist Ihr gutes Recht, die Plastik nicht zu mögen", sagte Foest damals. Die Meinung unter den Bürgern war gespalten. Während eine Frau "die Plastik in ihrer Schlichtheit ganz wunderbar" fand, sagten andere, sie hätten sich einfach "was Schönes" gewünscht.

Wer noch eine Sommerlektüre für die Ferien sucht: Nachzulesen ist die ganze Brunnen-Geschichte im Stadtarchiv Leverkusen. Dort finden sich dazu sieben Zeitungsartikel des Leverkusener Anzeigers und der Rheinischen Post.  

Sommerliche Ruhe 2019

Im Sommer 2019 hat sich die Aufregung längst gelegt: Der Brunnen steht im Kreisverkehr. Wasserschleier rinnen an ihm herab, freundlich-gelbe Sommerblühen blühen.

Der Künster: Eberhard Foest

Eberhard Foest wurde 1935 geboren und lebt in Leverkusen-Schlebusch.
Seit 1980 wurde der Architekt auch als Künstler und Bildhauer tätig.

In Leverkusen finden sich markante Spuren seines Wirkens: So ist er der Architekt des Restaurants "Wacht am Rhein" und des benachbarten "Bayer-Kanuclub" am Rheinufer in Wiesdorf. Beide Gebäude entstanden zur Zeit der Landesgartenschau 2005. Auch die große Skulptur aus Corten-Stahl an der "Wacht am Rhein" wurde von Foest geschaffen.

Ebenfalls "ein Foest" ist die Stahlfiguren-Gruppe vor der Villa Wuppermann.

Alle seine Werke fanden immer ein lebhaftes Echo in der Öffentlichkeit:

2014, 100 Jahre nach dem Tod des Malers August Macke im ersten Weltkrieg, wurde Foests Skulptur "Heimkehr aus einem Krieg" auf dem Campus der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf enthüllt. Mehr zur
Skulptur finden Sie hier.

Rheinlandtaler und Bundesverdienstkreuz

1991 war er ein Gründungsmitglied des Fördervereins "Freudenthaler Sensenhammer". 2007 wurde er mit dem "Rheinlandtaler" ausgezeichnet, 2008 mit dem Bundesverdienstkreuz.

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