Liebe Bürgerinnen und Bürger der Stadt Leverkusen,

als Leiter Ihrer Feuerwehr ist es mir ein Anliegen, Sie persönlich über ein zentrales Zukunftsprojekt zu informieren, das uns alle betrifft – den dringend notwendigen Neubau der Feuer- und Rettungswache (FRW) Nord am Standort „Auf den Heunen“.

Unsere Feuerwehr steht für Sicherheit, Hilfe und Verlässlichkeit – rund um die Uhr an jedem Tag des Jahres. Doch um dieser Verantwortung auch künftig gerecht zu werden, brauchen wir moderne Rahmenbedingungen. Die derzeitige Wache in der Kanalstraße stammt in Teilen aus den 1920er-Jahren und genügt in keiner Weise mehr den heutigen Anforderungen an Arbeitssicherheit, Hygiene, Einsatzfähigkeit und Personalentwicklung.

Unsere Feuerwehr entwickelt sich weiter – und das zu Recht. Mit inzwischen über 320 Mitarbeitenden müssen wir flexibel und schlagkräftig auf neue Herausforderungen reagieren: Extremwetter, Großschadenslagen, Pandemien, aber auch die zunehmenden Einsätze im Rettungsdienst fordern uns täglich. Die Ereignisse und Krisen der letzten Jahre sowie die sicherheitspolitische Lage haben gezeigt, dass sich die Feuerwehr Leverkusen auch weiterhin zukunftsorientiert und risikoangepasst aufstellen muss.

Dafür benötigen wir Platz – für Menschen, Fahrzeuge, Technik und Organisation. Doch die bestehende Infrastruktur lässt kein weiteres Wachstum zu. Wichtige Arbeitsabläufe können nicht mehr sicher durchgeführt werden, Ruheräume und Aufenthaltsbereiche befinden sich in einem unhaltbaren Zustand, Stellplätze sind zu eng und nicht normgerecht – die Einsatzkräfte sind dadurch zum Teil sogar Gefahren ausgesetzt.

Ein Neubau der FRW Nord ist deshalb nicht nur eine Investition in ein Gebäude – sondern ein Schutzversprechen an unsere Stadtgemeinschaft. Er schafft endlich einen modernen und sicheren Arbeitsplatz für unsere Einsatzkräfte, bündelt Synergien mit der Hauptfeuer- und Rettungswache sowie dem Rettungsdienst und verbessert die Reaktionsfähigkeit in Krisensituationen spürbar.

Wir wissen, dass große Bauprojekte Fragen aufwerfen. Doch lassen Sie mich klar sagen: Eine bloße Zwischenlösung – ein Interim – kann den strukturellen und rechtlichen Anforderungen ebenso wenig gerecht werden wie den Herausforderungen der Zukunft. Nur ein vollständiger Neubau erfüllt die gesetzlichen Vorgaben und den durch den Stadtrat beschlossenen Brandschutzbedarfsplan.

Unsere Feuerwehr ist für Sie da – jetzt und in Zukunft. Damit das so bleibt, bitten wir um Ihre Unterstützung für dieses Projekt. Es geht um nichts weniger als Ihre Sicherheit und die der Menschen, die täglich für Sie einstehen.

Mit kameradschaftlichem Gruß
Thomas Kresse
Leiter der Feuerwehr Leverkusen
Branddirektor

Auflistung der relevanten Schritte mit Verlinkung von Schriftstücken (BSBP, Gutachten, Flächenvoruntersuchung, Machbarkeitsstudie, etc.)

Der bauliche Zustand im denkmalgeschützten Bestandsgebäude an der Kanalstraße ist insbesondere arbeitsschutztechnisch, stark mangelbehaftet (s. BSBP, S.27). 

Arbeitsbereiche, Bewegungsflächen und Laufwege entsprechen nicht den gesetzlichen Anforderungen, was gerade im Alarmfall ein erhöhtes Gefahrenpotenzial birgt. Stellplatzgrößen der Fahrzeuge und Abstandsflächen in den Fahrzeughallen sind stark unterdimensioniert. Durch die engen Hallen und Tordurchfahrten wurden bereits mehrfach Fahrzeuge bei der Ein- und Ausfahrt beschädigt. Ohne Eingriff in die Bausubstanz und den Denkmalschutz können Neufahrzeuge mit heutigen normativen Anforderungen nicht mehr eingestellt werden.

Eine notwendige Schwarz-Weiß-Trennung der Freiwilligen Feuerwehr ist nicht möglich, die gesamte Einsatzkleidung ist im Bereich der Fahrzeughalle untergebracht. Hierdurch überschneiden sich Alarm- und Verkehrswege. Außerdem fehlt baulich jegliche Zukunftsfähigkeit, da es keine Ausbaureserven gibt.

Im Brandschutzbedarfsplan wird zwingend ein Alternativstandort vorgegeben, da eine Umsetzung des BSBP an diesem Standort nicht möglich ist. Freiwillige Feuerwehr, Rettungsdienst und Einsatzdienst der Berufsfeuerwehr können in Summe nicht länger in der Kanalstraße untergebracht sein. Aufgrund der erheblichen Missstände ist es bereits vor Fertigstellung eines Neubaus dringend erforderlich, weitere Maßnahmen zu ergreifen und eine Interimslösung für mindestens den Einsatzdienst der Berufsfeuerwehr einzurichten. 

Durch einen Auszug des Brandschutzes ergeben sich Möglichkeiten die Vorgaben des Rettungsdienst- und Brandschutzbedarfsplans im Gebäude Kanalstraße zum Teil umzusetzen.

Mit einer Auslagerung des hauptamtlich besetzten Brandschutzes aus der Kanalstraße ergibt sich in der denkmalgeschützten Wache zwar erstmals die Möglichkeit, teilweise einen Dienstbetrieb der Freiwilligen Feuerwehr sowie des Rettungsdienstes nach aktuellen Anforderungen durchzuführen. Mit der Trennung der Funktionen ergeben sich jedoch auch Nachteile, die durch das Interim anschließend nicht aufgefangen werden können. Synergieeffekte zwischen Freiwilliger Feuerwehr und Berufsfeuerwehr fallen gänzlich weg. 

Der Brandschutzbedarfsplan fordert zudem einen Standort für den Neubau der Feuer- und Rettungswache Nord, der eine möglichst verkehrsgünstige Lage aufweist, um eine signifikante Verbesserung der Hilfsfrist zu ermöglichen.

Die Lage an der Europa-Allee wurde durch eine FlächenvoruntersuchungPDF-Datei5,82 MB auch im Hinblick auf eine Verbesserung der Hilfsfrist untersucht. Hierbei konnte festgestellt werden, dass dieser Standort für eine stetige Vorhaltung von Alarmfunktionen ungeeignet ist und eine Verbesserung der Hilfsfrist nicht erzielt wird. Um eine signifikante Verbesserung der Eintreffzeit herbeizuführen, ist bei einer Verstetigung des Standorts Europa-Allee davon auszugehen, dass mindestens zwei weitere hauptamtlich besetzte Feuerwachen notwendig wären. Hieraus würden dann nicht nur weitere Neubauten resultieren, sondern zusätzlich enorme Personal- und Folgekosten, die eine weitere Betrachtung unwirtschaftlich machen.

Die Sicherheit und der Schutz der Bürgerinnen und Bürger stehen hier an erster Stelle. Mit dem Neubau „auf den Heunen“ und dem Interim an der Europa-Allee der sollen diese Punkte im nördlichen Leverkusen klar verbessert werden.

Der Bau des Interims ermöglicht zum einen der Berufsfeuerwehr ein optimiertes Ausrücken zum Einsatz und bietet zum anderen die Möglichkeit, den Rettungsdienst am denkmalgeschützten Standort in der Kanalstraße zu stärken und aufzustocken. Durch den Umzug in ein Interim wird auch der Freiwilligen Feuerwehr in Opladen mehr Raum in der Kanalstraße zur Verfügung gestellt, was eine Stärkung und Entwicklung dieses wichtigen Ehrenamtes in der Stadt ermöglicht.

Wie in der Flächenvoruntersuchung festgestellt, wird das Interim jedoch keine Verbesserung der Eintreffzeit von Feuerwehr und Rettungsdienst erzielen. Um den Schutz für die Bürgerinnen und Bürger der Stadt Leverkusen zu verbessern, führt demnach kein Weg an einem Neubau am Grundstück „Auf den Heunen“ vorbei.

Mit dem Interim werden die Arbeitschutzrichtlinien zum Schutz unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter teilweise umgesetzt. Für alle Kräfte, die am Standort Kanalstraße bis zum Neubau der Feuer- und Rettungswache Nord verbleiben, herrschen aber weiterhin teils prekäre Zustände. Unter anderem durch das Fehlen eines zweiten baulichen Rettungsweges. Die Einhaltung der Arbeitsschutzrichtlinien ist in einem Gebäude, welches zur Unterbringung von Pferdefuhrwerken konzipiert und errichtet wurde, mit den heutigen Anforderungen schlicht nicht realisierbar.

Mit dem Neubau zunächst des Interims und anschließend der Feuer- und Rettungswache Nord „auf den Heunen“ will die Verwaltung ihrer ureigenen Aufgabe, dem Schutz der Bürgerinnen und Bürger der Stadt Leverkusen sowie ihrer Mitarbeiter*innen deutlich verbessert nachkommen.